Der Dithmarscher Speicherkoog – eine Perle der Natur!
Der Dithmarscher Speicherkoog ist ein Vogelschutzgebiet von internationaler Bedeutung. Hier brüten nicht nur Kiebitze und Austernfischer, sondern auch die vom Aussterben bedrohten und sehr störungsempfindlichen Uferschnepfen und Kampfläufer. Obwohl nur in einstelliger Anzahl brütend zählt der Dithmarscher Speicherkoog heute noch zu den Top-3-Brutgebieten Deutschlands für Kampfläufer. Auch für Zugvögel spielt der Speicherkoog eine wichtige Rolle. Neben seltenen Vögeln sind auch seltene Pflanzen, insbesondere Orchideen im Speicherkoog zu finden.
Die Geschichte des Speicherkoogs ist noch relativ jung. Entstanden ist er in den 1970er Jahren durch die Verkürzung der Deichlinie in der Meldorfer Bucht. (siehe auch Wikipedia-Artikel)
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die gesamte Westküste eingedeicht. Während in Nordfriesland primärer Zweck die Landgewinnung war, diente die Eindeichung in Dithmarschen nach der schweren Sturmflut von 1962 in erster Linie der Sicherheit. Das Schließen der Siele in den Deichen bei Weststürmen hatte zwar zur Folge, dass das Wasser nicht von der Nordsee ins Land drücken konnte. Bei geschlossenen Sielen konnte Wasser aber auch nicht aus dem Binnenland abfließen, was zu Überschwemmungen führte. Das war gut für Moore und Auen, aber nicht für die Ortschaften.
Der Generalplan Küstenschutz sah Deichverstärkung und Deichverkürzung vor, was zugleich geringere Unterhaltungskosten bedeutete. So wurde der Seedeich durch die Dithmarscher Bucht vor den alten Deich gebaut. Der Speicherkoog mit einer Gesamtfläche von ca. 4.800 ha entstand.
Im Jahr 1973 erfolgte die Eindeichung des Südkoogs, des sog. Bundeswehrkoogs, zwischen Helmsand und Friedrichskoog mit einer Fläche von knapp 1.700 ha. In dem wehrtechnischen Erprobungsgebiet mit extensiver Pflegenutzung des Grünlandes durch extensive Beweidung und Mahd entstand ein artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.
Anschließend erfolgte die Eindeichung des Nordkoogs mit einer Fläche von knapp 3.200 ha, dessen Osten bis heute landwirtschaftlich genutzt wird (ca. 1.200 ha). An dem neuen Deich entstanden der neue Meldorfer Segler-Hafen, Badestellen und der Mielespeicher, von dem 190 ha als Surfsee genutzt werden. Weitere Nutzungen erfolgen z.B. durch Jagd, Sportfischerei, Boßeln, den Golfplatz und den Modellflugzeugplatz.
Durch die Eindeichung des ca. 4.800 ha großen Speicherkoogs sind 1.560 ha Sandwatt und 900 ha Vorland und Salzwiese zerstört worden. Als Ausgleich für diesen massiven Eingriff sind die Naturschutzgebiete Kronenloch und Wöhrdener Loch ausgewiesen worden, die zusammen gerade mal eine Fläche von knapp 1.000 ha ausmachen.
Der gesamte Speicherkoog ist EU-Vogelschutzgebiet und Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000. Damit steht das Gebiet unter strengem Schutz auf europäischer Ebene. Kleine Ausnahmen bilden die Sondergebiete am Hafen, wo die Ferienhaussiedlung entstehen soll, und an den Badestellen Nordermeldorf und Elpersbüttel, wo weitere Übernachtungsangebote geschaffen werden sollen.
Die Wiesen und Gewässerflächen im Speicherkoog sehen auf den ersten Blick schön aus. Die Schafe grasen, Vögel fliegen umher, rasten, suchen Nahrung,… Doch die Idylle trügt. Die Zahlen der brütenden Wiesenvögel gehen Jahr um Jahr zurück. Neben diversen anderen Faktoren (z. B. Trockenheit, Prädation) dürfte auch der Mensch eine entscheidende Rolle spielen. Auffällig ist zumindest, dass im Südkoog die Zahl der brütenden Uferschnepfen gestiegen ist und im stark von Menschen frequentierten Nordkoog stark gesunken ist.
Wesentliche Ursachen für den Rückgang von Bewohner von Küstenbiotopen oder Binnenlandsalzstellen sind die Biotopzerstörung und der Küstenschutz (Quelle: https://www.bfn.de/themen/rote-liste/rl-tiere.html). Und genau dies geschieht hier. Wegen des Küstenschutzes sind 900 ha Vorland und Salzwiese zerstört worden. Schon jetzt ist das Gebiet stark freizeittouristisch genutzt. Eine Ferienhaussiedlung und weitere Übernachtungsangebote verträgt das Gebiet unserere Meinung nach nicht.
BILD: Der (nördliche) Speicherkoog im Überblick, © LANIS-SH (Stand 2018), Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (www.schleswig-holstein.de/biotope)