Betreuer für Schutzgebiete - BINS begrüßt Initiative des Kreises
PRESSEMITTEILUNG
Der Speicherkoog soll laut einstimmigen Beschlusses des Agrar- und Umweltausschusses des Kreises Dithmarschen (AUA) einen hauptamtlichen Betreuer für seine Schutzgebiete bekommen. Die Bürgerinitiative für Naturschutz im Speicherkoog (BINS e. V.) ist erfreut über diesen Schritt, den sie schon seit Jahren gefordert hat. Die Stelle für den Speicherkoog soll hälftig vom Land und vom Kreis finanziert werden. Sie ist als Projekt vom 1. Oktober 2022 für die Dauer von zunächst 5 Jahren angelegt. Die Unterbringung im Gebiet soll das Kommunalunternehmen (KU) mit einem von ihm bereitgestellten Wohncontainer am Mielespeicher realisieren.
Außerdem begrüßt die BINS, dass der Kreis in seiner Begründung für die Schaffung der Stelle die von der BINS seit Jahren im Speicherkoog angeprangerten Umweltprobleme endlich öffentlich eingestanden hat. Zu den „wesentlichen Problemen“ zählt laut Begründung „hohes Besucher*innenaufkommen mit unterschiedlichsten Interessen“ sowie „Probleme mit dem ruhenden Verkehr“. Des Weiteren gebe es „keine systematische Informations- und Aufklärungsarbeit“ sowie „fehlende*r zentrale*r Ansprechpartner*in und daher keine / schlechte Absprachen zwischen den Akteur*innen“.
Auch bemängelt der AUA die „ungelöste Situation um den Wattwurm (baufälliges Info-Gebäude, unbeständige Öffnungszeiten, Neubau Nationalparkhaus fraglich)“ und die „unzureichende Betreuung des LSG Nordkoog“. Weiteren Handlungsbedarf sieht der AUA wegen „unzureichender fachlicher Kartierung des Brutvogelaufkommens im gesamten Koog“ sowie wegen „Verstößen gegen naturschutzfachliche Regelungen durch Besucher*innen“. Die aufgelisteten Umwelt-Probleme werden von der BINS seit Jahren bemängelt, ohne dass bisher etwas dagegen unternommen wurde.
Besonders begrüßt die BINS die Feststellung in der weiteren Begründung, in der es heißt: „die Probleme werden sich absehbar zeitnah verschärfen“. Dies begründet der AUA unter anderem mit: „Die touristische Entwicklung im Speicherkoog u. a. mit einer Ferienhaussiedlung von ca. 70 Häusern bzw. Hausbooten geht voran.“ Die BINS findet es nur folgerichtig, dass sich der AUA damit die Sichtweise der Bürgerinitiative zu eigen gemacht hat. Im Unterschied zum KU ist der AUA damit offenbar der Ansicht, dass von der geplanten Ferienhaussiedlung eine Beeinträchtigung der Umwelt im Speicherkoog ausgehen wird.
Zu den weiteren Problemen zählt der Kreis den Umstand, dass der „langjährige NABU-Gebietsbetreuer und vom Kreis bestellte Naturschutzdienstler“ im Sommer 2022 ausscheidet und stellt fest: „ein gleichwertiger Ersatz ist nicht absehbar.“
Problematisch findet der AUA auch, dass „das 2012 u. a. für den Speicherkoog gestartete, vom Kreis Dithmarschen aus Ersatzgeld mitfinanzierte Artenhilfsprogramm für die Uferschnepfe (LIFE-Limosa-Projekt) 2022 ausläuft“.
Erfreulich ist laut BINS, dass der Speicherkoog nicht nur von einem Ranger, der für mehrere Gebiete zuständig ist, mitbetreut werden soll, sondern eine Stelle ausschließlich für den Speicherkoog geschaffen wird. Ob eine Stelle ausreicht, dürfte allerdings fraglich sein. Nicht nur aus Gründen der Rechtssicherheit wird vielfach das Auftreten zu zweit erforderlich sein. Die Probleme sind vielfältig und umfangreich. Hinzu kommt Bedarf an Urlaubs- und Krankheitsvertretung, weshalb die BINS mindestens zwei Vollzeitstellen fordert.
Auch die Finanzierung der Stelle und die Ansiedlung beim Kreis sieht die BINS kritisch. Die vom Kreis zu tragende Hälfte soll aus Ersatzgeldern bezahlt werden. Ersatzgelder werden anstelle einer Realkompensation im Rahmen von Eingriffen in Natur und Landschaft gezahlt. Die BINS fürchtet eine rechtswidrige Zweckentfremdung der Ersatzgelder bei Verwendung für die Stelle des Schutzgebietsbetreuers, was aber von der konkreten Ausgestaltung der Stelle abhängt. Anstatt der Ansiedlung beim Kreis hätte die BINS eine feste Stelle beim betreuenden Verband oder bei der Integrierten Station Westküste bevorzugt. Auch die Befristung ist nicht nachvollziehbar, zumal die besondere Schutzbedürftigkeit des Gebiets nicht nach fünf Jahren endet.
Insgesamt wertet die BINS die Entwicklungen jedoch als positiv und hofft auf die Zustimmung des Kreistages. Diese kann erst in der Juni-Sitzung erfolgen, weil der Finanzausschuss vor der Kreistagssitzung im April nicht mehr tagt.
Hier könnt ihr bei der DLZ nachlesen, was die Presse dazu schreibt...